GELSENKIRCHEN Wochenlang hatte er geschwiegen, Journalisten im Laufschritt stehen gelassen oder mit Nichtbeachtung gestraft. Doch am Mittwoch, im Rahmen der offiziellen Schalker Pressekonferenz vor dem Europa-League-Spiel gegen Steaua Bukarest (Donnerstag, 19 Uhr, live auf SAT1), hatte Raul seine Sprachhemmung endlich überwunden.
Der spanische Weltstar stellte dabei klar, dass er nichts gegen Journalisten habe, „doch ich gebe nun einmal nicht gerne Interviews,“ so Raul, der gleichzeitig betonte, dass er sich auf Schalke sehr wohl fühle. Ob seine Liebe zu dem Kultclub aus dem Ruhrgebiet allerdings so weit reicht, um seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern, ließ der 34-Jährige – wie nicht anders zu erwarten – offen.
Kapitän Raul
„Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um über vertragliche Dinge zu sprechen“, beschied Raul den Fragestellern, für ihn zähle nur die Konzentration auf die Partie gegen Steaua Bukarest. „Das wird ein kompliziertes Spiel. Schon beim 0:0 im Hinspiel haben wir erfahren, wie schwer der Gegner zu spielen ist,“ sagte Raul, der jedoch fest davon ausgeht, dass Schalke mit einem Sieg die nächste Runde erreicht.
ArtikelGegen Bukarest die Fans versöhnen ArtikelFotos im Fan-Block: Tönnies hilft Am Donnerstag wird der Spanier die Königsblauen wieder als Kapitän auf dem Platz führen. Eine Rolle, die dem schweigsamen Weltstar nicht gerade auf den Leib geschnitten ist. „Ich bin kein Kapitän“, betonte Raul. Dieses Amt fülle er zurzeit nur aus, „weil es eine bestimmte Situation ergeben hat, dass die Kapitäne im Moment nicht spielen. Der Trainer hat mich gefragt, bedingt durch die Tatsache, dass ich ein erfahrener Spieler bin. Das habe ich akzeptiert, ohne Probleme“, so seine simple Erklärung.
Zurück in Erfolgsspur
Akzeptieren musste der Routinier wohl oder übel auch, dass Trainer Huub Stevens seine Mannschaft nach der desolaten Leistung im Derby in Dortmund harsch kritisiert hatte, Raul eingeschlossen. Davon wich Stevens am Mittwoch auch keinen Millimeter zurück: „Wir haben als Mannschaft beim BVB nicht die Leistung gebracht, dazu gehört auch Raul.“ Sein Kapitän ist optimistisch, dass Schalke am Donnerstag in die Erfolgsspur zurückkehrt.
„Die Partie in Dortmund war am Sonntag abgehakt. Jetzt sind wir mit unseren Gedanken nur noch beim Europa-League-Spiel gegen Bukarest“, betont Raul, wo der Rekordtorschütze der Champions League endlich sein erstes Tor in diesem Wettbewerb erzielen will. Mit einem Auge blickt der 34-Jährige auch schon ein gutes Stück voraus: „Der nächste Schritt ist ein Sieg über Steaua, aber unser großes Ziel ist das Finale in Bukarest.
"Kein Schreihals"
In der vergangenen Saison standen wir im Halbfinale der Champions League. Wir haben genügend Erfahrung“, glaubt Raul. Manager Heldt wird spätestens im Januar mit Raul sprechen, wie es weiter gehen soll. Eine Tendenz will sich der 41-Jährige nicht entlocken lassen, sondern lobt den Spanier vielmehr, wie er das Kapitänsamt ausfüllt. „Raul ist kein Schreihals. Er spricht die Dinge in der Kabine ruhig an.“
Abwehrspieler Christoph Metzelder, schon beim spanischen Rekordmeister Real Madrid Teamkollege von Raul war, ist optimistisch, dass der Weltstar auf Schalke bleiben werde. Metzelders Eindruck: Raul fühle sich auf Schalke so wohl, dass er eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre erwäge. Dichtung oder Wahrheit? Das Thema Raul wird Schalke sicher noch länger beschäftigen.